Zunächst waren es nur die jungen Familien, die durch die neuen EU-Regeln für die Kreditvergabe kaum noch einen Immobilienkredit bekommen haben, jetzt trifft es auch ältere Menschen über 55, die immer häufiger von den Banken als Kreditnehmer abgelehnt werden. Mittlerweile wird jeder vierte Kreditantrag abgelehnt und auch hier ist die EU-Richtlinie die Ursache, die Deutschland sehr konsequent umsetzt.
Verbraucher fühlen sich diskriminiert
Viele ältere Menschen würden gerne noch einmal ein Haus kaufen oder bauen, aber sie haben immer größere Schwierigkeiten, einen Immobilienkredit zu bekommen. Immer mehr Banken verweigern sich den Kreditwünschen ihrer älteren Kunden komplett und die Verbraucher fühlen sich zunehmend von dieser Praxis diskriminiert. Dabei waren gerade die älteren Menschen gern gesehene Kreditnehmer, wenn sie einen Immobilienkredit aufgenommen haben. Mit der Bonität gab es keine Probleme und da die meisten Senioren ein sicheres Einkommen vorweisen können, gab es auch kaum Ausfälle. Heute lehnen vor allem die Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken, immer mehr Senioren als Kreditnehmer ab.
Über die Belastungsgrenzen hinaus verschulden
Die meisten älteren Menschen wollen noch einmal ein Haus kaufen, da ihr Haus nach dem Auszug der Kinder zu groß geworden ist. Andere wollen mit der Hilfe eines Kredits ihr Haus gerne behindertengerecht umbauen oder so gestalten, dass sie vielleicht eine Etage vermieten können. Rentner und Pensionäre stehen aber jetzt immer häufiger vor dem Problem, dass die Banken den Kredit verweigern und sich dabei auf die Richtlinien der EU berufen. Diese Richtlinie, die das Bundesfinanzministerium strenger als von der EU eigentlich gefordert, auf das deutsche Recht überträgt, soll verhindern, dass es den deutschen Rentnern wie den spanischen Rentnern geht, die Kredite aufgenommen haben und diese dann nicht mehr bedienen konnten, als es zur Finanzkrise kam. Mit den neuen Regeln soll verhindert werden, dass sich ältere Menschen weit über ihre finanziellen Grenzen hinaus verschulden und später ihr Eigenheim verlieren.
Auch zahlungskräftige Rentner sind betroffen
Wenn das Einkommen oder die Rente nicht allzu hoch sind, dann lässt es sich aus Sicht der Banken nachvollziehen, dass eine Kreditvergabe nicht infrage kommt, aber durch die strengen Richtlinien sind auch immer mehr Rentner, ältere Arbeitnehmer und Pensionäre betroffen, die ein gutes Einkommen haben. Auf der Liste der abgelehnten Antragsteller stehen Arbeitnehmer von Mitte 50, die über ein sicheres monatliches Einkommen verfügen und die eine Immobilie als Altersvorsorge kaufen möchten, um später als Rentner in diesem Haus leben zu können. Betroffen sind auch diejenigen, die bereits ein eigenes Haus haben und deren laufende Einkünfte nach Meinung der Banken, nicht hoch genug sind.
Das Risiko ist zu groß
Die Banken begründen die abgelehnten Kredite mit der Gefahr, dass die verbleibende Restsumme des Immobilienkredits am Ende der Laufzeit nur noch durch den Wert der Immobilie, aber nicht mehr durch die Einkünfte gesichert ist. Für die Banken würde das bedeuten, sie haben, wenn die Raten nicht mehr getilgt werden können, nur noch die Immobilie als Sicherheit und dieses Risiko wollen vielen Banken einfach nicht eingehen. Das Bundesverbraucherschutzministerium sieht aktuell keinen Grund zum Handeln, viele Abgeordnete des Bundestages sowie die Verbraucherschutzverbände aber schon. Ob sich in naher Zukunft jedoch etwas an der inzwischen gängigen Praxis bei der Kreditvergabe an ältere Menschen ändern wird, das darf bezweifelt werden.
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