Selten waren die Zinsen für einen Immobilienkredit so tief im Keller wie heute, und das verführt viele Deutsche dazu, ein Haus zu kaufen. Günstige Immobilienkredite erwecken den Eindruck, dass der Hauskauf eine preiswerte Angelegenheit ist, aber dieser Eindruck täuscht, denn die Immobilien werden immer teurer. Für die potenziellen Hauskäufer heißt das: Sie müssen trotz der günstigen Kredite tief in die Geldbörse greifen und vor allem viel eigenes Kapital mitbringen.
Der Trick mit den günstigen Zinsen
Die Zinsen sinken schon seit geraumer Zeit. Diese Tatsache war für Immobilienmakler in den vergangenen Jahren ein treffendes Argument, um alle, die vom eigenen Haus geträumt haben, davon zu überzeugen, ein Haus zu kaufen. Frei nach dem Motto: „Kaufen Sie jetzt, die Zinsen werden wieder steigen und dann haben Sie eine sehr gute Chance vertan“. Dann kam aber alles anders als gedacht, denn die Zinsen stiegen nicht, im Gegenteil, sie sanken weiter. Günstige Immobilienkredite sehen heute so aus, dass zum ersten Mal tatsächlich die magische Grenze von einem Prozent unterboten wurde, und das mit einer Zinsbindung von zehn Jahren. Die Zinsen täuschen jedoch über einen Umstand hinweg, und zwar die teuren Immobilien.
Der Markt boomt
Es ist das ewige Spiel mit der Nachfrage und dem Angebot, was auch den Immobilienmarkt bestimmt. Je mehr Menschen sich für ein Haus interessieren, umso höher steigen die Immobilienpreise. Da günstige Immobilienkredite einen hohen Anreiz bieten, um ein Haus zu kaufen, können die Makler und Eigentümer von Häusern und Eigentumswohnungen heute deutlich höhere Preise verlangen als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Aber nicht nur die niedrigen Zinsen lassen den Markt boomen und die Preise steigen, auch die Tatsache, dass klassische Anlageprodukte wie zum Beispiel Staatsanleihen nicht mehr gefragt sind, rücken Immobilien mehr und mehr in den Fokus der Anleger.
Günstige Immobilienkredite und mehr Eigenkapital
Auf dem Papier gibt es viele günstige Immobilienkredite, in der Realität sieht das aber leider anders aus. Bedingt durch die stetig steigenden Nebenkosten müssen die Hauskäufer noch mehr Eigenkapital als bisher mitbringen, um sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen zu können. Dieser Traum platzt sehr schnell, obwohl es einen günstigen Immobilienkredit geben würde. In der Folge verschulden sich viele Menschen über einen sehr langen Zeitraum und müssen dann feststellen, dass sie den Kredit nicht mehr bedienen können, selbst dann nicht, wenn die Raten niedrig sind.
Viel zu hohe Summen
Es gab Zeiten, da reichten 20 % der Hauskaufsumme als Eigenkapital aus. Diese Zeiten sind lange vorbei, heute sind es knapp 30 %, die Hauskäufer selbst aufbringen müssen, rund 70 % werden von der Bank finanziert. Erstaunlich dabei ist aber, dass die Kreditsummen immer größer werden. Lag die durchschnittliche Kreditsumme 2015 noch bei 205.000 Euro, so sind es heute schon über 300.000 Euro. Günstige Immobilienkredite verschleiern bei vielen offenbar den Blick auf die Wirklichkeit. Wer sich vor Augen hält, dass eine Summe von 300.000 Euro durchschnittlich 90 Monatsgehälter ausmacht, der wird sich den Kauf eines Hauses sehr wahrscheinlich noch einmal überlegen.
Auf den Standort kommt es an
Wie teuer ein eigenes Haus wird, hängt auch immer vom Standort ab. In München und Umgebung ist es sehr teuer, ein Haus zu kaufen, in Berlin hingegen sind die Preise noch moderat. 90 Monatsgehälter sind in der bayrischen Landeshauptstadt normal, wer aber nach Berlin zieht, der wird mit 61 Monatsgehältern auskommen. Wer in ländliche Regionen zieht, der kann Geld sparen, muss aber mit einer schlechten Infrastruktur rechnen. Günstige Immobilienkredite sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass der Kauf eines Hauses nach wie vor sehr gut überlegt werden will, denn wer sich auf einen billigen Kredit einlässt, die Nebenkosten aber nicht mehr bezahlen kann, der landet unweigerlich in der Schuldenfalle.
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