Wer noch vor 50 Jahren in Deutschland ein Haus bauen wollte, der tat das sehr solide. Schon während der Schulzeit wurde praktisch der finanzielle Grundstein für das zukünftige Haus gelegt, mit 30 Jahren wurden dann die Nebenkosten des Kaufpreises in bar bezahlt und nur 70 % des Hauspreises hat die Bank finanziert. In den kommenden Jahren wurde, da es noch Vollbeschäftigung und gut bezahlte Jobs gab, der Kredit regelmäßig abgezahlt und im Rentenalter konnte der Hausbesitzer dann stolz und schuldenfrei auf der Bank vor seinem Haus sitzen. Dieses Bild stimmt heute nicht mehr, denn der Immobilienkredit wird mehr und mehr zu einer Gefahr.
Die Preise steigen
Viele Menschen verdienen immer weniger, dafür steigen die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Genauer gesagt stiegen die Preise für Eigentumswohnungen in nur drei Monaten um 2,2 %, bei den Einfamilienhäusern waren es 1,8 %. Im Jahresvergleich heißt das, Eigentumswohnungen sind 7,1 %, Einfamilienhäuser um 5,2 % teurer geworden. Preise für Häuser und Wohnungen, die jenseits der 300.000 Euro liegen, sind für normale Verbraucher nicht mehr zu stemmen, auch weil die Grunderwerbssteuer und die Kosten für den Makler ebenfalls kräftig nach oben korrigiert worden sind.
Riskante Finanzierungen
Um sich den Traum vom eigenen Haus doch noch erfüllen zu können, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Die Häuslebauer müssen wenig eigenes Kapital in den Immobilienkredit einbringen und sie müssen weniger tilgen. Nur auf diese Weise wird es überhaupt möglich, dass nach Abzug von Zins und Tilgung wenigstens noch etwas Geld vom Gehalt übrig bleibt. Aber genau das macht den Immobilienkredit von heute so gefährlich, denn wenn die Nachfrage steigt und die Zinsen sinken, dann steigen die Preise für Immobilien stark an. Die Banken müssen aber im Geschäft bleiben und sind daher gezwungen, die Standards für Immobilienkredite weiter zu senken.
Die Gefahren werden ausgeblendet
Die Banken wollen ihren Kunden den Immobilienkredit anbieten und das geht nur, wenn sie auch ein eher geringes Eigenkapital akzeptieren und für den Anfang eine niedrige Tilgung anbieten. Dabei wird aber gerne die Laufzeit ausgeblendet und genau das wird für viele Kreditnehmer zu einem Fallstrick, denn wenn bei niedrigen Zinsen auf Dauer auch die Tilgung zu niedrig ist, dann kann der Immobilienkredit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Lebzeiten des Kreditnehmers nicht mehr zurückgezahlt werden. Wer zum Beispiel bei einer Bank 300.000 Euro zu 1,5 % Zinsen und 3,5 % Tilgung für ein eigenes Haus aufnimmt, der hat in 25 Jahren keine Schulden mehr. Wird aber der Tilgungsanteil auf 1,5 % gesenkt, dann dauert es 50 Jahre, bis der Hausbesitzer schuldenfrei ist.
Der Markt ist überhitzt
Die Signale stehen auf Rot und es sieht mittlerweile ganz danach aus, als würde sich der Markt in Deutschland langsam, aber sicher überhitzen. So ist ein Tilgungssatz von 1,5 % für viele Bauträger, die über befreundete Unternehmen auch die Finanzierung anbieten, heute vollkommen normal. Auch die Zahl derer, die den Traum von den eigenen vier Wänden ausschließlich über die Bank finanzieren, ist gegenüber dem Vorjahr um satte 60 % gestiegen. Nur noch zehn Prozent sind bereit, eigenes Kapital für die Finanzierung mitzubringen. Es sind nicht diejenigen, die ein hohes Einkommen haben, die für eine Überhitzung des Marktes sorgen, es sind vielmehr diejenigen, die ein nur geringes Einkommen haben und niedrige Tilgungen akzeptieren, die für diese Gefahr sorgen.
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